Handwerk und DIY beschränkt sich bei mir nicht nur auf Handarbeiten. In den Osterferien haben wir in einer Spontanaktion eine (fast) Komplettrestauration meines Klappwohnwagens aus den 1970er Jahren durchgeführt.
Dieser Wohnwagen ist eine norwegische Konstruktion. Von den späten 1950 bis Mitte der 1970er Jahre baute die Firma Wideroe den Lillebror (dt. kleiner Bruder). In Deutschland wurde er vom Alleinimporteur Kurt Scholz als „Scholz Brüderchen“ vertrieben. Wegen unserer Skandinavien-Liebe heißt er bei uns in der Familie nur Lillebror. Lillebror ist zusammengeklappt ein kleiner Anhänger mit Deckeln. Am Campingplatz angekommen, entfaltet er seine ganze Größe. Durch Aufklappen der Deckel und Aufstellwände und das Überlegen einer Zelthaut aus dicht gewebter Baumwolle wird er zu einem „Zelt auf Rädern“. Die aufgeklappten Deckelhälften bieten zwei Schlafplätze, durch Einhängebetten und eine Doppelbett-Erweiterung kann die Anzahl der Schlafplätze theoretisch auf fünf erhöht werden (das ist dann aber schon sehr eng!) Die kultige „Faltschachtel“ hat eine eingeschworene Fangemeinde, wir waren auch schon auf einigen Treffen und haben dort ganz wunderbare Menschen kennengelernt.



Leider verströmte unser Lillebror seit dem Kauf nicht nur originale Vintage-Vibes, sondern auch ein muffig-feuchtes Aroma. Ich hatte jahrelang das Zelt im Verdacht und habe mich am Reinigen, Imprägnieren und Selbernähen versucht. Leider konnte ich dem Mief so nicht beikommen. Im Frühjahr entschied mein Mann dann, dass es wahrscheinlich der Fußboden sei. Er meinte, wir müssten nur den alten Linoleum-Fußboden entfernen, die darunterliegende Bodenplatte trocknen lassen und einen neuen Boden verlegen. Leider wirkte die Bodenplatte auch nach einigen Wochen des Trocknens immer noch feucht. Also entschlossen wir uns kurzerhand, auch die Bodenplatte zu ersetzen – was dann zur Beinahe-Komplettrestauration führte: Wir haben das ganze Ding auseinandergenommen, den Rahmen abgeschliffen und neu lackiert (ich bin sehr verliebt in das Canyonred!), die Deichselwand außen und die untere Holzverkleidung innen ausgetauscht (mein Lillebror ist ein jüngeres Modell mit Resopalwänden, aber die älteren Modelle aus Holz haben mir ohnehin immer besser gefallen), den unteren Teil mit Styropor gedämmt, die Rücklichter auf LED und den Stecker auf 13-polig umgerüstet sowie Korkfußboden verlegt. Eine Ersatzradhalterung unter der Bodenplatte soll noch folgen. Natürlich lief nicht alles glatt und wir mussten ein paar Rückschläge einstecken, die ich hier aber gar nicht alle ausführen mag.







Mir hat die Arbeit dennoch wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich durfte mal wieder sehen, wie gut mein Mann und ich bei solchen Projekten als Team funktionieren. Ich habe technisch und handwerklich ganz viel gelernt und das Allerbeste: wir konnten die Ursache des Geruchs identifizieren und beseitigen (in einen Längsträger des Rahmens war Wasser eingedrungen, und hatte sich darüber in Bodenplatte und Wandverkleidung verbreitet). Das ist jetzt alles trockengelegt bzw. ausgetauscht. Ich liebe den neuen Geruch nach denmit Leinöl behandelten Sperrholzplatten! Irgendwann möchte ich auch die oberen Resopalwände durch Holzwände ersetzen, doch die scheinen noch trocken zu sein und dürfen daher noch ein bisschen drinbleiben.



Eine Nacht haben wir seit der Restauration darin bereits in unserem Waldgrundstück verbracht. Dank meines neuen Leselichtes konnte ich sogar im Dunkeln darin stricken! Es war zwar bitterkalt (auf dem Wasser im Hundenapf war am nächsten morgen eine dünne Eisschicht), aber das Gefühl der grenzenlosen Freiheit im „Hotel der 1000 Sterne“ ist einfach unbezahlbar. Ich freue mich auf viele weitere Kurztrips mit dem Lillebror!